Felix Timmermans – Zeichner und Schriftsteller

Offenbar schätzen manche Menschen auch nicht mehr ihre schönen alten Bücher. So fand sich gestern im Bücherschrank auch eine Ausgabe von Felix Timmermans bekanntestem Roman ›Pallieter‹ aus dem Insel-Verlag.

Der Band ist zwar von 1943 (die deutsche Erstausgabe erschien 1921 im Insel-Verlag), und die Seiten sind entsprechend etwas nachgedunkelt. Aber er ist insgesamt gut erhalten und so schön gestaltet, wie es für die Bände des Insel-Verlags damals üblich war, mit hübschen kleinen, einfachen Zeichnungen des Autors und gesetzt anscheinend aus der entzückenden Unger-Fraktur.

Das Buch ist ein guter Beleg für die von Ferdinand Puhe treffende Charakterisierung Timmermans als einen

»[…] Künstler, der mit Worten malt und mit dem Malerpinsel und dem Zeichenstift erzählt.«


Puhe, Ferdinand: »Ich habe zunächst einmal eine Gier beim Malen …«. Felix Timmermans – Schriftsteller und Illustrator. In: Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie Bd. 242, Heft 2021/3 (2021), S. 65

Fraktur nach 1941

Doch etwas irritiert blickte ich gestern in dieses hübsche Buch von 1942 des saarländischen katholisch-konservativen Heimatdichters Johannes Kirschweng, das ich gestern dem hiesigen öffentlichen Bücherschrank entnommen habe.

Es handelt sich um die fünfte Auflage des erstmals 1940 im Freiburger Herder-Verlag erschienen Buches und ist in einer schönen Fraktur, vermutlich der Unger-Fraktur, gesetzt, obwohl die Nazis entsprechend einem von Martin Bormann am 3. Januar 1941 veröffentlichten Erlass doch die Verwendung von Frakturschriften oder, wie sie darin irreführend genannt wurden, »Schwabacher Judenlettern« in Deutschland verboten hatten. Das hat offenbar nicht wie gewünscht funktioniert, wobei das im vorliegenden Fall auch daran gelegen haben könnte, dass einfach nur der Stehsatz von 1940 verwendet wurde und auch damals ökonomische Gründe Vorrang vor der Ideologie hatten.

Dass bereits zwei Jahre nach der Erstveröffentlichung eine fünfte Auflage gedruckt wurde, spricht für die Popularität des Inhalts, was insofern nicht verwundert, da »sein Buch«, wie Kirschweng im Vorwort schreibt, »Menschen in die Hand geraten [möge], die traurig sind und nach Trost verlagen.« Derer gab es spätestens nach 1939 bekanntlich mehr als genug.